Meine Serien-Linktipps (79)

Da schreibt man mal vier Wochen keine Serien-Linktipps – und schon passiert so viel. Also: Hier eine lange Linkliste, die vieeeeeel länger wäre, wenn ich nicht so viel Selbstdisziplin beim Aussortieren aufgebracht hätte. *hüstel*
Frohes Lesen.


(via Giphy)

Hinweis: Teile diese Textes sind beim Gucken von „Hart aber herzlich“ entstanden. (Zufällig reingezappt, aber ich sollte mal wieder mehr davon gucken. Das hat was Beruhigendes.)

Entsetzlich. – Mich hat die Enthüllung, dass Film- & Fernseh-Mogul Harvey Weinstein unzählige Frauen sexuell belästigt und einige sogar vergewaltigt hat, sehr mitgenommen. Mir war natürlich klar, dass Hollywood keine Insel der Glückseligen ist. Aber dass jemand in diesem Ausmaß seine Macht ausnutzt und über Jahrzehnte gedeckt wurde, das hat mich dann doch geschockt. Theoretisch könnte man davon ausgehen, dass unsere Gesellschaft aufgeklärt genug ist, dass allen Beteiligten klar ist, wie frauenfeindlich und frauenverachtend ein solches Verhalten ist. Vermutlich ist vielen Tätern das auch klar. Aber sie setzen es trotzdem ein. Oder gerade deswegen. Was ich hoffe: Dass Männer, denen ein solches Verhalten fernliegt, die aber bisher naiv oder ignorant durch die Welt getappt sind, nun unter anderem durch die Aktion #MeToo vor Augen geführt bekommen, welche Arschlöcher immer noch unter ihren Geschlechtsgenossen sind. Und dass sie nun endlich mal die Augen aufmachen – und entsprechende Äußerungen und entsprechendes Verhalten ansprechen und anprangern. Denn, das ist ja durch Weinstein wieder deutlich geworden: Eine strukturelle sexualisierte Gewalt ist nur möglich durch Leute, die das Verhalten decken oder ignorieren. Sehr lesenswert in dem Zusammenhang: „MeToo und das Schwegen der Männer“ von Robert Franken. Übrigens: Yes – me, too.
Genug gepredigt. Hier ein paar Links zum Nachlesen.
– Eine Timeline der Ereignisse.
– Eine Art Porträt von Harvey Weinstein, das ganz gut klar macht, warum er das jahrzehntelang machen konnte.
– Drei wichtige News aus den vergangenen Tagen dazu:
Weinstein wurde erst von der Oscar-Academy, jetzt vom mächtigen Produzenten-Verband ausgeschlossen.
Amazon stoppt Zusammenarbeit mit Weinstein-Firma bei zwei prestigeträchtigen Serien-Projekten.

Wunderbar. – Seit drei Wochen läuft endlich „Star Trek: Discovery“. Und ich mag die Serie. Sie ist zwar nicht ohne Makel, aber mir macht sie Spaß. Mittlerweile kommt sogar das „Star Trek“-Gefühl bei mir auf, wenn ich sie gucke.
Folgende Lese-Empfehlung habe ich zu den aktuellen Folgen:
Björn Sülters Recaps bei der deutschen Science-Fiction- & Fantasy-Site „Robots and Dragons“ sind kenntnisreich, treffen oft den Nagel auf den Kopf – und sind zudem noch unterhaltsam geschrieben. Hier geht’s zur Übersichtsseite, wo alle bisherigen Recaps verlinkt sind.
Außerdem noch drei Lesetipps, in denen unterschiedliche Aspekte des Themas „Star Trek“ aufgegriffen werden:
– Wie macht man das eigentlich: Drehbücher zu schreiben, bei denen man einen umfangreichen Kanon beachten muss? „Slate“ geht der Frage nach.
– Seit der letzten „Star Trek“-Serie hat sich das Fernsehen sehr stark verändert. Welche Probleme das für eine neue Serie aus dem „Star Trek“-Universum und den Sender CBS mitbringt, hat „Wired“ aufgeschrieben.
– „Star Trek“ ist politisch – manchmal mehr, manchmal weniger. „The Atlantic“ hat sich eine besondere Folge herausgegriffen und sie beleuchtet: „Revisiting ‚Star Trek’s Most Political Episode“.

Hoffnungsvoll. – Noch eine lang erwartete Serie ist endlich gestartet: „Babylon Berlin“. Zwar erstmal nur bei Sky zu sehen, ist die Aufmerksamkeit natürlich trotzdem groß – und sehr viele Texte sind dazu erschienen. Schließlich ist die Tom-Tykwer-Serie nichts weniger als die teuerste deutsche Serie ever, die der deutschen Serie endlich zum Durchbruch verhelfen soll. Das finde ich ehrlich gesagt etwas zu viel erwartet von einer einzigen Produktion. Aber die Serie ist auf jeden Fall sehenswert. Drei Empfehlungen:
– Für Sky war „Babylon Berlin“ nur der Anfang – welche Pläne der Pay-Sender in Sachen Serien hat, hat der „Tagesspiegel“ aufgeschrieben.
– Die Macher haben sehr viele Interviews gegeben. Besonders interessant fand ich die ausführlichen Gespräche in der neuen Folgen des „Serienreif“-Podcasts: Jens Mayer hat mit den drei Produzenten gesprochen, danach außerdem mit dem Hauptdarsteller Volker Bruch, der unter anderem spannende Details von den Vorbereitungen erzählt.
– Und wer die erste Doppelfolge geguckt hat und (wie ich) von dem Lied begeistert war: Leider gibt’s das bisher nirgendwo ausgekoppelt. Aber natürlich sind schon Leute auf Youtube aktiv geworden. 😉

Bemerkenswert. – Ein weiterer spannender Neustart: David Simons Serie „The Deuce“ läuft seit Mitte September auf HBO. Auch dazu wurde bereits viel geschrieben. Interessant fand ich in dem Zusammenhang Lars Weisbrods Interview mit Regisseurin Uta Briesewitz für „Vulture“: „‚The Deuce‘ Director Uta Briesewitz On How Men Often Direct Scenes Differently Than Women“

Prägend. – Wie Larry David („Seinfeld“, „Curb Your Enthusiasm“) amerikanische Comedians und Comedy-Serien nachhaltig beeinflusst hat, hat Joe Berkowitz von „Rolling Stone“ an verschiedenen Beispielen aufgeschrieben.

Vorbildlich. – Russische Internet-Trolls sollen „House Of Cards“ als Lehrmaterial genutzt haben – um von Frank Underwood zu lernen, wie man die amerikanische Öffentlichkeit im Wahlkampf beeinflussen kann. Das berichtet „Yahoo News“.

Rätselhaft.„This Is Us“ und „The Good Place“ haben einen neuen Trend eingeläutet, findet Jen Chaney von „Vulture“: den der „Mystery Box“-Serien. Interessante These, lesenswerter Text.
Zu diesem Thema kann ich außerdem eine Podcast-Folge aus „The Writers Panel“ empfehlen, die zwar schon vom September ist, aber in eine ähnliche Richtung geht: Showrunner diskutieren darüber, wie schwierig es ist, das miträtselnde Publikum zu überraschen und überzeugende Twists zu schreiben.

Auferstanden. – In den vergangenen zwei, drei Jahren gab es immer wieder Reboots und Revivals. Kathryn VanArendonk hat Muster erkannt – und sie für „Vulture“ aufgeschrieben.

Zum Schluss etwas Eigenwerbung: Ich habe in den vergangenen vier Wochen eifrig neue Episoden meines Podcasts „Seriendialoge“ veröffentlicht. Und zwar diese hier:
Folge 34: „Das Mittelalterbild von ‚Game of Thrones'“
Folge 35: „Ein deutscher Klassiker: ‚Familie Heinz Becker'“
Folge 36: „Wie realistisch sind Spionageserien wie ‚The Americans‘?“
Folge 37: „Um Längen besser als ‚House of Cards‘: ‚Borgen'“ 

Und ganz zum Schluss noch eine kleine News-Auswahl: 

  • Roy Price, Chef der Amazon Studios, ist suspendiert worden, weil er die Produzentin Isa Hackett sexuell belästigt haben soll. Widerlich. Ergänzung am 18.10.: Price hat Amazon Studios verlassen. Konsequent.
  • Netflix hat die Abo-Preise erhöht: auf 7,99, 10,99 und 13,99 Euro. Teurer.  
  • Amy Sherman-Palladino („Gilmore Girls“) hat einen mehrjährigen Vertrag mit den Amazon Studios unterzeichnet. Vorfreude 1.
  • Idris Elba produziert für Sky eine Comedy-Serie, die auf seiner Jugend in London basiert. Er hat die Serie erfunden und wird auch selbst eine tragende Rolle spielen. Vorfreude 2.
  • Die ungewöhnliche norwegische Webserie „Skam“ wurde in Deutschland für Funk und ZDF in Auftrag gegeben. Passend.
  • Die Comicreihe „Sabrina, the Teenage Witch“ – Vorlage für die „Sabrina“-Sitcom – wird erneut als Serie adaptiert, dieses Mal soll es aber eine Coming-of-Age-Horror-Serie werden. Spannend.
  • Sean Penn wird in Beau Willimons (Showrunner von „House of Cards“) neuer Serie mitspielen, in der es um die Besiedelung des Mars‘ geht. Außerirdisch.

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